Dienstag, 11. Mai 2010

G

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GUINGAMOR
Hautpfigur einer mittelalterlichen Dichtung, die einen Zeitsprung erlebte.
Le Lay de Guingamor:
Alte französisch-bretonische Lai, basierend auf einer älteren bretonischen Überlieferung.
Das Werk entstand irgendwann in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts und ist unsigniert.
Es ist nur in einem einzigen Manuskript, einer Kopie aus dem 13. Jh., erhalten: MS Nouvelles Aquisitions Francaises 1104, Bibliotheque Nationale Paris. Das Original datiert man anhand der für das 12. Jahrhundert üblichen Versform und aufgrund der Sprache in das 12. Jh.
Im 19. Jahrhundert wurde von etlichen Gelehrten vermutet, die Verfasserin sei Marie de France, das konnte jedoch weder bestätigt noch widerlegt werden.
Das Werk wurde in einer Zeit geschrieben, als man die inselkeltische Elfenwelt benutzte und in den Lai narrati für den höfischen Geschmack der damaligen Zeit umdeutete und umgestaltete. Damit entstand eine eigene Literaturgattung.
Inhalt:
Die Königin von Britannien verliebt sich in Guingamor, den Neffen des Königs. Sie lud ihn zu sich in ihr Gemach, er wies sie jedoch zurück. Sie bestrafte ihn, indem sie ihn zu einer Jagd nach einem weißen Eber verleitete. Bei der Jagd auf dieses Tier waren bereits zehn Ritter verschollen.
Während Guingamor den Eber verfolgte, geriet er immer tiefer in den Wald, überquerte einen Fluss, ritt weiter und sah plötzlich vor sich einen Palast, ein
Schloss, erbaut aus grünen Marmelsteinen,
die fügsam und ohne Mörtel sich einen
......................ein Wunderbau........
Über dem Eingang stand ein silberner Turm, das Gebäude hatte Türen aus Gold und Elfenbein, das schönste Gebäude, das Guingamor jemals sah. Er trat ein durch das Tor und sah von der Halle aus Zimmer, die aus Steinen des Paradieses zu bestehen schienen. Der Palast war jedoch vollkommen menschenleer und verlassen. Guingamor ritt weiter, immer noch auf der Suche nach dem Eber und seinem diesen verfolgenden Hund. Er hatte vollkommen die Orientierung verloren und wusste nicht mehr, wie er nach Hause kommen sollte. Schließlich kam er in offenes Land und sah eine Quellen neben einem Olivenbaum. Das Wasser war klar und rein und floss über Steine aus Gold und Silber. Darin badete die schönste Frau, die er je gesehen hatte, während eine zweite Maid sich das Haar kämmte und wusch. Die schöne Maid lud ihn ein, für ein paar Tage mit zu ihr zu kommen. Sie ritten gemeinsam zum Palast,
den noch vor wenig Stunden
der Held so öd gefunden.
Der war in seiner goldnen Pracht
zu lautem Leben nun erwacht.
Zu seiner Verblüffung waren dort die zehn verschollenen Ritter, und man vergnügte sich mit gutem Essen und Musik. (Treffen anderer in die Zeit gereister Personen)
Drei Tage lang blieb Guingamor dort und wollte dann wieder nach Hause. Seine Maid aber riet ihm, zu bleiben.
Dreihundert Jahre sind vergangen,
seitdem wir dich bei uns empfangen.
Dein Ohm, der dir den Bracken gab,
ihn und sein Volk deckt längst das Grab
samt deinen Freunden und Verwandten.
Längst tot sind alle, die dich kannten.
Guingamor glaubte ihr nicht, versprach aber, wenn es wirklich so sei, werde er wieder zu ihr zurückkehren. Seine Maid mahnte ihn:
Bist du durch jenen Fluss geschwommen
und wieder in dein Land gekommen,
sollst du nicht trinken und nicht essen!
Die Warnung darfst du nicht vergessen,
willst du dich nicht mit Schaden
und schwerem Weh beladen.
Die Maid brachte ihn bis an den Fluss und ließ ihn mit einem Boot überfahren. Drüben ritt Guingamor stundenlang durch den Wald, ohne einen Weg heraus zu finden. Er traf einen Köhler, den er nach dem König befragte und danach, auf welchem Schloss sich dieser gerade aufhalte. Der Köhler antwortete, das wisse er nicht, überhaupt sei der König, nach dem er frage, seit über dreihundert Jahren tot und dessen Schloss wäre längst eine Ruine. Alte Leute aber, so der Köhler, erzählten noch manchmal in alten Sagen vom König und seinem Neffen, der eines Tages zur Jagd gegangen, in den Wald geritten und niemals wieder gesehen worden war.
Guingamor berichtete vom Palast und der Elfenmaid und den drei Tagen, die er dort verbracht hatte. Als er weiterritt, erkannte er, dass Land und Leute ihm vollkommen fremd waren. Gegen Abend übermannte ihn der Hunger, und trotz der Mahnung seiner Maid pflückte er drei Äpfel von einem wilden Apfelbaum neben dem Wege und aß sie.
Da ward er plötzlich alt und krank,
dass kraftlos er vom Rosse sank.
Lahm und gebrochen wie ein Greis
liegt er im Moos und wimmelt leis.
Der Köhler war Guingamor gefolgt und hatte alles mitangesehen. Gerade als er diesem zu Hilfe eilen wollte, sah er zwei Frauen erscheinen. Diese setzten Guingamor auf sein Pferd und führten ihn zum Fluss, wo sie ihn auf ein Boot luden und mit ihm verschwanden.
Über das weitere Schicksal des Guingamor ist nichts bekannt. Sind Guingamor und die zehn verschollenen Ritter Personen, die theoretisch wiederkehren könnten?
(www.archive.org/stream/guingamorlayvalt00mariuoft/guingamorlayvalt00mariuoft_djvu.txt
+ Franz Kampers: Das Lichtland der Seelen und der heilige Gral. Köln 1916)
Parallelen zu dieser Erzählung sind die Fälle, wo jemand eine Elfenwelt besuchte und dabei einen Zeitsprung erlebte.

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