Dienstag, 11. Mai 2010

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Unterwasserwelt
s. Urashima Taro

Unterwelt
s. Po-i chih

Urashima Taro
Japan: Überlieferung über einen Fischer, der einen Zeitsprung mit Missing Time erlebte beim Besuch des Palastes des Drachengottes unter dem Meer bzw. einer Himmelswelt jenseits der Plejaden und Hyaden bzw. der Anderswelt Toko-yo-no kuni.
8. Jh.: Nara-Periode: In Büchern wie Nihon Shoki, Manyoshu und Tango non Kuni Fudoki wird über den Fall berichtet; der Proband heißt hier noch Urashimako.
Version im Tango Fudoki:
Die Fudoki (etwa "Aufzeichnungen von Luft und Erde") sind Chroniken über
die Provinzen Japans und reichen bis ins 8. Jh. zurück. Sie enthalten Angaben zur
Geographie, Fauna, Flora, zu Brauchtum, Geschichte und Mythologie. Sie wurden
in der Nara-Zeit ab 713 auf Geheiß der Kaiserin Genmei zusammengestellt und
über etwa 20 Jahre komplettiert. Mindestens 48 Provinzen wurden erwähnt,
darunter die Provinz Tango, gelegen im Gebiet der heutigen nördlichen Präfektur
Kyoto am Japanischen Meer.
Die Story:
Der Fischer Shimako wurde von einer Göttin, mit der er eine unerwartete Begegnung auf dem Meer hatte, mit in deren Heimatwelt genommen, weil sie ihn heiraten wollte. Die Heimatwelt muss sehr weit entfernt gewesen sein, denn unterwegs passierten die beiden das Siebengestirn und die Hyaden.
Am Ziel erreichten sie Toko-yo-no kuni, das ferne Land der Seligen. Im Elternhaus des Mädchens nahm man den Erdenbürger freundlich auf und zeigte ihm geduldig die Unterschiede zwischen der Menschenwelt und Toko-yo-no kuni.
Es gefiel Shimako dort so gut, dass er seine alte Heimat fast vergaß. Doch nach drei Jahren überfiel ihn plötzlich heftige Sehnsucht nach der Erde. Er gab seiner Frau zu verstehen, dass er die Heimat kurz besuchen wolle. Es wurde ihm gestattet.
Er erreichte seinen Heimatbezirk.
Da blickte er den Ort an: die Bewohner und die Dinge waren ganz anders geworden. Er fand da gar nichts mehr, woran er sein Haus erkennen könnte. Da fragte er einen Dorfbewohner: "Wo wohnt jetzt die Familie des Shimako von Midzunowe?"
Der Dorfbewohner antwortete: "Woher bist du, dass du nach einem so alten Mann fragst? Wie ich aus der Überlieferung der alten Leute gehört habe, war in alten Zeiten ein Mann namens Shimako. Er fuhr allein in das weite Meer hinaus und kam nicht wieder. Seitdem sind bis jetzt über 300 Jahre verstrichen. Warum fragst du plötzlich danach?"
Obgleich er unter dem schmerzlichsten Gefühl der Trennung nach seiner Heimat zurückgekommen war, konnte er nun doch auch nicht eines von beiden Eltern treffen ... Dann wanderte er schluchzend umher...
1392 - 1573: Im Werk Otogizoshi, einer Sammlung von etwa 350 illustrierten Erzählungen, heißt der Held der Geschichte Urashima Taro. Diese Geschichten wurden im japanischen Mittelalter oftmals vorgelesen und dabei die Illustrationen präsentiert.
Der Fischer auf dem Meeresgrund:
Eines Tages sah Urashima Taro, ein junger Fischer, eine kleine Schildkröte, die von ein paar Kindern gequält wurde. Er rettete sie und ließ sie wieder ins Meer hinein.
Am nächsten Tag tauchte vor ihm eine riesige Schildkröte auf und sprach zu ihm, dass die kleine Schildkröte die Tochter des Herrschers unter dem Meer sei. Sie wolle ihren Retter sehen, um sich bei ihm zu bedanken. Die Riesenschildkröte stattete Urashima Taro mit magischen Kiemen aus und brachte ihn auf den Meeresgrund zum Palast Ryugo-jo des Drachengottes Ryujin.
Der Unterwasserpalast war aus weißen und roten Korallen und aus Kristall erbaut. Verschiedene Meeresbewohner hausten darin als Diener des Drachengottes. Der Palast wies eine besondere Eigentümlichkeit auf: auf jeder der vier Palastseiten herrschte eine andere Jahreszeit. Zudem entsprach ein Tag im Palast einem Jahrhundert außerhalb der Palastmauern.
Im Palast traf Urashima Taro die Tochter des Drachengottes, die sich wieder in eine liebliche Prinzessin verwandelt hatte. Sie hieß Otohime, "Strahlender Juwel". Der Fischer blieb sieben Tage lang im Palast, dann bekam er Heimweh und bat um die Erlaubnis, nach Hause kehren zu dürfen. Die Prinzessin war darüber zwar traurig, doch sie wünschte ihm alles Gute, gab ihm eine rätselhafte Kiste - tamatebako - mit und sagte ihm, dass er diese niemals öffnen dürfe. Urashima Taro setzte sich auf den Rücken der Riesenschildkröte und wurde von dieser nach Hause gebracht.
Doch hier hatte sich alles verändert. Sein Zuhause gab es nicht mehr, seine Mutter war verschwunden. Die Leute, die er kannte, waren nirgendwo zu sehen und von den Leuten, die er traf, schien ihn niemand zu kennen. Sie sagten ihm, sie hätten gehört, dass ein Fischer namens Urashima Taro vor langer langer Zeit spurlos verschwunden sei. Seit damals seien 300 Jahre vergangen.
In seiner Verzweiflung öffnete der Fischer die Kiste, die ihm die Prinzessin mitgegeben hatte. Aus ihr heraus erschien eine Wolke weißen Rauches. Im selben Moment wuchs dem Fischer ein langer Bart, wurde weiß, und sein Rücken krümmte sich. Er war in Sekundenschnelle ein alter Mann geworden. Von irgendwoher - er wusste nicht von wo - hörte er die traurige Stimme der Prinzessin sprechen: "Ich habe dir doch verboten, die Kiste zu öffnen..."
Von dieser Erzählung gibt es zahlreiche Versionen, die etliche zusätzliche oder alternative Aussagen machen. In einer Version verwandelt sich Urashima Taro nach dem plötzlichen Altern in einen Kranich, in einer anderen Version zerfällt sein Körper zu Staub. In einer weiteren Version bekam Urashima Taro statt der magischen Kiemen eine magische Pille, die ihm die Möglichkeit verlieh, unter Wasser zu atmen.
Version im Urashima Jinja-Schrein:
Der Schrein befindet sich an der Westküste in der Nord-Kyoto-Präfektur und enthält ein altes Dokument mit diesem Bericht:
Ein Mann namens Urashimako verließ das Land im Jahr 478 und reiste in ein Unsterblichkeitsland. Zurückgekommen sei er im Jahr 825 mit einem Tametebako (einer Origamo-Figur, ein Würfel, den man von jeder Seite her öffnen kann). Zehn Tage später habe er den Würfel geöffnet, eine weiße Rauchwolke kam daraus hervor und verwandelte ihn in einen uralten Mann. Im selben Jahr, als der Herrscher Junna die Geschichte hörte, habe dieser angeordnet, einen Schrein im Gedenken an Urashimako zu erbauen und darin das Tamatebako aufzubewahren sowie den Geist Urashimakos.
(Karl Florenz: Japanische Mythologie. Hobunsha, Tokio 1901 +
Michiko Y. Aoki: Records of Wind and Earth. Ann Arbor, Michigan, 1997)
Otohime ist bis heute bekannt als Göttin, Tochter des Meeresgottes Ryujin. Sie soll den Jäger Hoori geheiratet haben. Beide bekamen einen Sohn, der wiederum den Jimmu zeugte, den ersten Herrscher Japans. Nach der Geburt ihres Sohnes soll sich Otohime in einen "Drachen" verwandelt haben und davongeflogen sein.
Die Katase-Enoshima-Station in Fujiwana in der Präfektur Kanagawa soll so erbaut sein, wie man sich den Unterwasserpalast vorstellte.
In Mitoyo, Kagawa, gibt es eine Urashima Tato-Statue.
Otohime, die Prinzessin / Göttin, und Urashima Taro sind heute Charakter des Videospiels "Okami".
Die Geschichte des Urashima Taro inspirierte zahlreiche fiktive Werke, Comics und Filme, darunter "Dragonball Z", "Yu Yu Hakusho" und viele andere. Die älteste animierte Version der Story stammt aus dem Jahr 1918. Eine TV-Serie basiert auf dem Stoff. Eine Episode der Serie "Choudenshi Bioman" benutzte die Urashima-Taro-Story als Basis für die Haupthandlung. Ein Doctor Man entwickelt ein Gerät, um die genetischen Erinnerungen von Urashima Taro's Nachkommen zu lesen. Mit ihnen will er den Untermeerespalast des Drachenkönigs finden, von dem man glaubt, er sei mit Schätzen angefüllt.
Science Fiction: Die Story diente als Grundlage für "Another Story", eine Short Story von Ursula LeGuin, enthalten in der Sammlung "Fisherman of the Inland Sea."
VARIG, eine brasilianische Fluglinie, benutzte während der 1970er Jahre Urashima Taro als Figur in einem Werbespot, in dem ihn eine Schildkröte nach Brasilien bringt. Als er zurück nach Japan will, gibt ihm seine Frau eine Kiste mit einem Flugticket, das, wenn er die Kiste öffne, ihn jünger mache.
Die ursprüngliche Geschichte enthält erstaunliche Details, die auf Erinnerungen an Zeitanomalien denken lassen: die Missing-Time-Reise, die unterschiedlichen Jahreszeiten außerhalb der Palastmauern und die dort langsamer vergehende Zeit.

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